Dezember 2017.
Nachdem die vor neun Jahren von mir selbst verbaute Webasto Thermo Top E Standheizung immer zuverlässig ihren Dienst verrichtet hatte, ging sie nun kaputt.
Natürlich zum Winteranfang hin, nicht im Sommer oder so, dabei hatte ich sie extra jeden Monat einmal durchlaufen lassen.
Da ich außer vom Einbau nicht wirklich Ahnung von der genauen Funktionsweise einer Standheizung hatte, musste ich mich erstmal schlau machen und mich belesen.
Dabei kam u.a. heraus dass sie diagnosefähig ist, und das mit einem einfachen KKL-Diagnoseadapter wie ich es früher für VAGCom nutzte.
Das Ende der Diagnoseleitung hatte ich beim Einbau nur in den Kabelbaum zurück geschoben.
Rausgezogen, Kabelschuh dran und mit einer Diagnosebuchse aus einem alten Polo und zwei Krokodilklemmen einen Adapter zum Auslesen der Webasto Standheizung mit meinem Lappi gebaut. Bei ebay geht’s bei ca. 30 Euro los für solche Diagnoseadapter an einem Ende mit drei Strippen mit Krokodilklemmen für Plus, Minus und Diagnose, am anderen Ende ein USB Stecker, plus Diagnosesoftware von Webasto.
Beim Auslesen kam unter anderem heraus dass die Betriebsdauer 789 Stunden, und die Einschaltdauer 986 Stunden beträgt. Es wurden 2638 Starts gezählt.
Noch viel wichtiger sind die Fehler von meinen drei dokumentierten Startversuchen: „Flammabbruch“, „kein Start“ und „Flammabbruch“.
Das nutzte mir nicht wirklich viel, obwohl ich mit dem Diagnoseprogramm alle Bauteile wie Dosierpumpe, Brennluftgebläse und Kühlmittelpumpe einzeln laufen lassen, und somit einzeln testen konnte.
Da das Diagnoseprogramm mir zwar das Pumpen der Kraftstoff Dosierpumpe angezeigt hatte, ich aber wirklich sicher gehen wollte dass auch wirklich Kraftstoff am Ende der Kraftstoffleitung heraus kommt, gab ich manuell mehrfach kurze 12V Impulse auf die Dosierpumpe.
Nach vier bis fünf kurzen Impulsen konnte ich kein normales Klicken (das Betriebsgeräusch) mehr von ihr vernehmen…. was mir erstmal zu denken gab.
Also raus mit der Standheizung aus dem Polo.
Ich baute die Webasto samt der Wasserleitungen zum Wärmetauscher und zum Kühlwasserverteilergehäuse aus, dort kam wieder der originale Wasserschlauch rein statt des Webasto Kühlmittelkreislaufs.
Der Brennereinsatz und der Glühstift, der nach dem Start auch der Flammwächter ist.
Den Glühstift/Flammwächter konnte ich elektrisch prüfen, er war in Ordnung.
Der Brennereinsatz, man kann sehen wo vor dem Ausbau der Glühstift/Flammwächter saß, und die Brennkammer, in der der Brenneinsatz das gute ROZ95 Superbenzin mit Luft verbrennt.
Außen um die Brennkammer herum fließt, von der Webasto Kühlmittelpumpe gefördert, das Motorkühlwasser.
Beim Ausbau brach eine Befestigungsschraube ab.
Da es in das Metall selbst einschneidende Schrauben sind, bohrte ich alle vier Befestigungslöcher auf, und machte M8er Gewindesacklöcher aus ihnen.
Wieder gab ich bei ausgebauter Standheizung manuell mehrfach kurze 12V Impulse auf die Kraftstoff Dosierpumpe. Mit offenem Leitungsende hörte ich jedes Mal ein Klicken und vorne kam einige Tropfen Kraftstoff heraus, egal wie oft ich einen Impuls drauf gab.
Als ein Kollege das Leitungsende verschlossen hielt, hörte ich das Klicken wieder nur vier bis fünf Mal.
Also demontierte ich den Teil für die Kraftstoffzufuhr vom Brennereinsatz. Da dieses so nicht vorgesehen ist, weil der Brennereinsatz ein einziges Ersatzteil ist, musste eine Säge ran.
Das gelb versotette ist ein ca. 4 cm großes, ca. 3 mm dickes Pad aus feiner Edelstahlwolle, und das darunter befindliche Vließ unbekannten Materials ist wohl für die gleichmäßige Verteilung des Kraftstoffs zum Edelstahlpad zuständig. Durch das Vlies und das Edelstahlpad wird der Kraftstoff dann von der Dosierpumpe in kleinen Impulsen (laut Diagnoseporgramm bis zu fünf mal pro Sekunde) in die Brennkammer gedrückt, wo es mit angesaugter Luft im vorderen Teil des Brenneinsatzes verbrannt wird und durch die Brennkammer in den Auspuff gelangt.
Ich konnte auch selber keine Luft mit dem Mund in das Kraftstoffröhrchen pusten, es schien verstopft zu sein.
Und genau so war es, das Vlies direkt hinter dem Kraftstoffzugang war komplett ausgehärtet und angebacken. Ich musste es regelrecht wegkratzen. Die Kraftstoffzufuhr war also definitiv verstopft gewesen, so sehr dass ich mit dem Bohrer ran musste. Jetzt ergaben die manuellen Tests mit der Dosierpumpe auch einen Sinn, irgendwie erschien mir plötzlich alles nur logisch.
Dieses Pad und das Vlies gibt es leider so nicht als Einzelteil bei Webasto, es gibt zwar sowas bei ebay England von einer Firma für 40 Euro, aber mit dem Hinweis „Diesel only“ und dem Hinweis dass es kein Original Webasto Ersatzteil ist. Da ich keine Lust auf Experimente hatte, bestellte ich beim Boschdienst einen neuen Brennereinsatz für 174 Euro (mit Rabatt).
Da ich beim Einbau der Standheizung 2008 dieses zum ersten mal tat, war der Einbau auch nur 99,9 prozentig. Es gab mit der Zeit doch einige, zum Glück nur geringfügige, Scheuerspuren an den Kühlwasserschläuchen. Diese „Fehler“ wollte ich nun auch berichtigen. Dazu hatte ich nun Zeit während ich auf den neuen Brennereinsatz warten musste.
Schrumpfschlauch an allen Stellen ausser da wo die Schläuche auch nur leicht gebogen werden, erschien mir als günstigste und einfachste Lösung. Was fest an den Kühlwasserschläuchen ist, kann nicht an ihnen scheuern.
Die Schlauchschellen zum Verbinden eines Winkelschlauchs mit einem (ehemaligen) 180 Grad Bogen waren mir auch damals schon ein Dorn im Auge. Die Nasen sind einfach nur störend im Weg weil sie an anderen Teilen scheuerten, außerdem sehen sie Sch**ße aus.
Kurzerhand flexte ich sie ab, was ihre Funktion nicht beeinträchtigt. Ich habe eh nicht vor diese jemals wieder zu lösen.
Vor dem Gasheizstrahler schrumpfte ich die 50 mm (2:1) Schrumpfschläuche auf die Kühlwasserschläuche mit 27 mm Außendurchmesser.
Der neue Brennereinsatz mit neuem Glühstift/Flammwächter. Zusätzlich waren alle nötigen Dichtungen und Schrauben neu mit dabei.
So sieht ein neues Edelstahlpad zum Zuführen des Kraftstoffs in den Brennereinsatz aus.
Nach dem Zusammenbau und der Montage im Polo, schnell noch mehr als zwei Liter Kühlflüssigkeit aufgefüllt sowie die Kraftstoffleitung und die Stecker angeschlossen, und der erste Probelauf war direkt erfolgreich.
Das ganze geschah bei drei Grad Außentemperatur in meiner nicht beheizten Garage.
Am Folgetag kam der erste Schnee, und ich war mehr als froh wieder in einen vorgeheizten Polo einsteigen zu können.
Es war also nur ein kleines Teil defekt, das Vlies welches ausgehärtet war und die Kraftstoffzufuhr verstopfe.
Materialkosten gesamt: 174,67 Euro für den Brennereinsatz und 12,02 Euro für zwei Meter Schrumpfschlauch. Gewindeschrauben, G12Plus und destilliertes Wasser hatte ich noch in der Garage.